Erstes Lebenszeichen

Seit Samstag sind wir nun schon in Kroatien, in Kuterevo im Bärenrefugium. Es hat lange gedauert, bis ich akklimatisiert war und meine „Blog-Blockade“ überwunden habe.

Wir hatten eine sehr lange und anstrengende ca. 15-stündige Anreise. Abfahrt am Freitag um 20.30 Uhr mit dem ersten Stau auf der A8, also nicht auf die Autobahn sondern über die Schwäbische Alb Richtung Ulm.
Später dann auf der Autobahn Richtung München mitten in der Nacht ein Verkehr wie an einem „Reisesamstagnachmittag“. Wir sind trotzdem gut voran gekommen, aber die ganze Fahrt über Salzburg, Villach und Ljublijana dichter Reiseverkehr.

Endlich, 2 Stunden hinter dem Zeitplan, das Meer oberhalb von Rijeka. Dann weiter Richtung Zagreb auf der Autobahn, denn die Küstenstraße war schon voll von badehungrigen Kroaten und dem Rest Europas.

Durch Zufall haben wir dann eine Ausfahrt zu spät genommen und sind durchs Gebirge im Hinterland Richtung Meer gefahren. Eine Straße mit einem Asphaltbelag für ein Auto, der Rest war Schotter, aber wir waren fast alleine unterwegs. Immer wieder kamen wir an schönen Wochenendhäusern und Jagdhütten vorbei, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Kurz vor 9.00 Uhr dann Veras Ausflugshütte. Kleine Tischen unter schattigen Bäumen, das Thermometer zeigte 18 Grad, genau das Richtige für einen ersten kroatischen Kavu.

Frisch gestärkt und durch das Heißgetränk wieder hellwach erreichten wir mit kleineren Hindernissen, wie eine Stute mit ihrem Fohlen, die auf einer Bergtour unterwegs waren, nach etwa einer halben Stunde die Küstenstraße bei Novi Vinodolski.

Das Thermometer zeigte 28 Grad. Der Rest war kein Problem mehr, gegen 11.00 Uhr sind wir „heimgekommen“, nach Kuterevo.

Erst zu Ivan, dann zur Volontärsstation und dann zu unserem „Zeltplatz“, eine kleine Wiese auf der wir schon im vergangenen Jahr unser Domizil aufgeschlagen hatten. Temperaturen weit über 30 Grad erschwerten den Zeltaufbau etwas, aber mit unserer Routine war das Ganze kein Problem.

Nach den letzten innenarchitektonischen Feinheiten war Abendessen, oder war es Frühstück oder Mittagessen, angesagt.

Traditionell mit Ivan zu Manja in die serbische Pizzeria nach Gorici. Eine Speisekarte brauchten wir nicht, sieben Mal „Del la Casa“.

Nach beinahe 40 Stunden auf den Beinen bzw. auf den Rädern war das Einschlafen an diesem Abend kein Problem.

Der Sonntag begann angenehm kühl, was sich aber sehr schnell änderte. Was tut man bei über 30 Grad? Mit Ivan in der prallen Sonne die Berghänge hinaufsteigen um Bärenspuren der vergangenen Nacht zu suchen und es gab sie zuhauf. Aufgekratzte Ameisenhäufen, Spuren im trockenen Gras, abgerissene Äste an den Zwetschgenbäumen und Kothaufen.

Alles dokumentiert und dann nassgeschwitzt wieder zurück zu unserem Zelt. Anschließend Antrittstour durch Kuterevo mit „Mitbringselauslieferung“. An der Volontärsstation unsere Jubiläumspostkarten, Kirschkernkissen und Nackenhörnchen. Bei Ivan Computer und Zubehör und dann in den Ortsteil Dubrava zu Dragica die „Cokljequeen vom Velebit“ und die hatte uns schon sehnsüchtig erwartet. Ihre „Schuhproduktion“ war zum Stillstand gekommen, weil sie keine alten Traktorschläuche für die Sohlen mehr hatte.

Dem konnten wir mit zwei Kartons abhelfen und ihre Augen strahlten wie bei einem kleinen Kind unter dem Weihnachtsbaum.

Auch die Wollreste, die gebrauchten Paketbänder und Wollmäntel taten ihr übriges. So haben wir sehr kurzweilig mit einem Rakija und gutem Kavu die heißesten Stunden des Tages überstanden. Der gemütliche Abend am Lagerfeuer versteht sich von selbst.
Montagmorgen, der Tag begann wieder angenehm kühl, aber wir hatten noch keinen einzigen Bären gesehen. Ines hat sich schon ziemlich früh, ohne Kaffee, mit ihrer Kamera auf den Weg gemacht und so hatten wir beim Frühstück die Gelegenheit im Display ihrer Digicam die ersten pelzigen Bewohner von Kuterevo zu bestaunen.

Danach wieder die „Spurensuchtour“. Wir sollten den getrockneten Bärenkot einsammeln, da kann man sehen was die Bären gegessen haben. Also wieder in der prallen Sonne hinauf in die Berge und die „Stuhlproben“ einsammeln. Das Rätsel der Nahrungsaufnahme war sehr schnell gelöst, In unserem „Stuhlmuseum“ kann man erkennen, dass die Bärin sehr viele Ameisen gegessen hat. Darüber hinaus haben wir in einem Gemüsefeld auch noch einen Menügang der Bärin herausgefunden. Sie hat Karotten ausgegraben und gefressen, ihre beiden Jungen haben nur das Karottenkraut abgerissen, die Möhren steckten noch im Boden, dafür haben sie ihrer Mutter aber ganz stolz eine Zwiebel gezeigt, die sie aber auf ihr Anraten liegen gelassen haben.
Zurück im Zelt, Wasserflaschen auffüllen und dann zum ersten Arbeitseinsatz, die Schubkarrenflotte herrichten. Sechs frisch geflickte Reifen einbauen und dann die leicht wackeligen Kandidaten schweißtechnisch stabilisieren.

Das Ganze war für Heiner, der im vergangenen Jahr schon mit seiner „Flacheiswerkstatt“ gepunktet hatte, kein Problem. Bald schon stand der gesamte „Fuhrpark“, bis auf zwei die wir stilllegen mussten, wieder einsatzbereit an der Volontärsstation.
Zum Abendessen noch Spaghetti mit einer Tomatensoße mit frisch gesammelten Kräutern und dann Ausklang am Lagerfeuer.

Hauptprogrammpunkt am Dienstag war Warten im Krankenhaus in Gospic. Edwig, die Leiterin der französischen Scouts hatte sich am Fuß verletzt und wir wollten sicherstellen, dass nichts gebrochen war. Als wir um 9.30 Uhr den Wartegang betraten, waren zwanzig Patienten vor uns und mindestens zwanzig kamen noch nach uns. Seltsam war, dass wir nie aufgerufen wurden. Als der Radiologe dann kurz vor 13.00 Uhr den Gang mit Edwigs Überweisung betrat, war mir alles klar, er konnte ihren Namen nicht aussprechen und so wartete er bis nur noch ihre Überweisung übrig war und somit auch nur noch ein „Kunde“ im Gang saß. Aber die Wartezeit hatte sich gelohnt, es war glücklicherweise nichts gebrochen.
Zurück in Kuterevo starteten wir eine „Bären Wasseraktion“.

Die Tränken und Badebecken waren ziemlich leer und mit Hilfe vom neuen Feuerwehrunimog befüllten wir sie mit dem köstlichen Nass, was große Begeisterung bei den Bären auslöste. Ausgiebig wurde gebadet, getrunken und gespritzt.

Am Abend dann große Bärenzeremonie auf Kopija. Alle neuen Volontäre wurden von Ivan feierlich zu Bärenbotschaftern ernannt. Jeder bekam von ihm ordensgleich einen Bärenanhänger umgehängt und mit einem Handschlag, der Grußformel „Prijatelji Medvjedi Kuterevo“ gefolgt von zwei „Tatzenhieben“ war die Ernennung erfolgt.

Das ganze krönte ein höllisch hohes und heißes Lagerfeuer der belgischen Scouts. Müde und kaputt von der Hitze ließen wir uns in die Betten fallen.

Das wars fürs erste, ich hoffe euer Warten hat sich gelohnt. Bis morgen „Pozdrav iz Kuterevo!“
Weitere Infos auf unserer Homepage.