Kuterevo 29.08.2022

Kartoffelernte, Jubiläumsfest, gechillte Bären und ein Sturz in den Alltag

Die Tage hier in Kuterevo sind ja schon immer prall gefüllt mit vielen Erlebnissen und Eindrücken, aber das Wochenende hat alles nochmals übertroffen.
Am Samstag war ja das große Jubiläumsfest des Kulturvereins geplant und der Tag hat sehr verheißungsvoll begonnen.

Am frühen Morgen lag noch eine Nebelschicht im Tal, aber die Sonne hatte schon fleißig mit ihrer Arbeit begonnen und der Nebel war schnell verschwunden und ein blauer Himmel versprach gutes Wetter.
Gut für uns, in Crno Jezero war die Kartoffelernte geplant. Ich bin wie immer mit dem Rad hingefahren und als ich von oben aus dem Wald heraus zum ersten Mal das Kartoffelfeld sah, sah es aus wie auf einem Ameisenhaufen. Fleißige Helfer sind mit ihren Eimern hinter dem Traktor hergelaufen und haben die Kartoffeln aufgesammelt.

Es war ein toller Anblick und was mich besonders gefreut hat, wie immer im Bärenrefugium, eine internationale Aktion. Die Herkunftsländer unserer Gruppe waren England, Kroatien, Deutschland und Dänemark.

Die Arbeit ging Hand in Hand und der Traktor konnte manchmal nicht schnell genug fahren um vor den Kartoffelsammlern einen Vorsprung zu Halten.

Hier sieht man drei Nationen, mein Neffe Keanu aus Deutschland, die Nachbarin Anđa aus Crno Jezero und unsere Freundin Jaqueline aus Dänemark.
Wir haben beinahe alles aufgesammelt, einschließlich, nach Keanus Meinung die kleinste Kartoffel der Welt.

Ob das stimmt werden wir wohl nie heraus finden, aber Gott sei Dank, waren die anderen viel viel größer…

… und so standen schon bald über 20 Zentner Kartoffeln abgefüllt in Säcken auf dem Acker.

Ivan hatte alle Hände bzw. Füße voll zu tun, er eilte von Einsatzstelle zu Einsatzstelle.

Während auf dem Acker die Kartoffeln in die Eimer purzelten wurde parallel am Wintergartenfundament weitergearbeitet. Aurelian hat die Schalung gerichtet…

…Ivan hat mit Josa nochmals alles durchgesprochen…

… und Ines hat dann die Schalungsteile auf der Baustelle an die richtigen Stellen gebracht.

Gleichzeitig hat sich Margit mit der Nachbarin Ljubitza ums Mittagessen gekümmert und dazu gehört auch das Wasser aus der Zisterne zu holen.

Der Nachbar Tomo hat derweil schon das zweite kleinere Kartoffelfeld abgemäht und für die Ernte vorbereitet.

Ich hab mich dann noch vor dem Mittagessen auf mein Rad geschwungen und bin nach Kuterevo zurück geradelt, auch dort sollte ja gekocht werden und die Kutereaner haben mich ja zum Meister der Feldküche erkoren.
Die Vorbereitungen für das Abendessen, Gulasch und Bohnensuppe liefen auch schon auf Hochtouren…

… ich habe die Feldküche und Mario, der Koch hat die ersten Zutaten im Kessel versenkt.

Danach hieß es weiter schnippeln…

… und immer rühren, rühren und nochmals rühren.

Währenddessen wurde an der Bühne die letzte Dekoration angebracht, damit zum Festbeginn um 17.00 Uhr alles fertig war.

Das Fest begann mit einem Gottesdienst in der Kirche und danach füllte sich langsam die Mulde mit den gespannten Zuschauern…

… aber auch mit einer bunten Schar Trachtenträger der fünf befreundeten Gruppen, die das Fest mitgestalten sollten.

Eine Gruppe nach der andern hatten ihren Auftritt mit ihren Tänze und Liedern.

Unter den Zuschauern waren auch zehn „neue“ Deutsche …

… Markus, Renate, Christoph und Sandi waren mit ihren fünf Mädels auf der Rückreise von ihrem Segelurlaub nach Kuterevo gekommen, sie hatten 2019 mit anderen Freunden vom Jugendrotkreuz Weilheim/Teck unsere Feldküche ins Bärendorf gebracht.
Sie erlebten dann mit den vielen anderen Besuchern den Höhepunkt in der Mulde, den Auftritt des „Geburtstagskindes“, dem Kulturverein aus Kuterevo.

Nach dem offiziellen Programm haben wir uns mit einem wirklich köstlichen Gulasch gestärkt und haben dann den Abend in kleiner Runde, mit unterhaltsamer kroatischer Musik aus der Mulde, bei Branko und Maria ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen dann die ganz große Runde beim Frühstück.

Für die zehn Weilheimer hieß es schön wieder Abschied nehmen und auch für Keanu war die Zeit gekommen „Doviđenja – Auf Wiedersehen“ zu sagen. Er war ja das erste Mal hier, aber für ihn war klar, im nächsten Sommer wird es ein Wiedersehen geben.
Ich habe ihn auf die Insel Krk zu Flughafen gefahren und er hat von dort seine Heimreise angetreten.

Ich habe mich danach auch auf die Heimreise gemacht, zurück über die Brücke zum Festland, nach Kuterevo.

Zurück im Dorf habe ich erst mal nach unseren Bären geschaut und die haben sich unbeeindruckt vom ganzen Trubel am Wochenende ihren ganz normalen Tätigkeiten gewidmet, fressen…

… und chillen im Pool.

Ich habe mich dann heute Morgen im wahrsten Sinne des Wortes in den Alltag gestürzt. Die Volontärstation hat sich geleert, nur noch Tara war vor Ort, zuständig für die Bären und Besucher. Ich habe sie unterstützt, aber erst mal nicht mit dem Empfang von Besuchern, unsere Ziege hatte heute Morgen einen enormen Freiheitsdrang. Sie schafft es immer wieder als wahre Kletterkünstlerin, aus ihrem Gatter zu entkommen und die Umgebung zu erkunden.
Sie hat sich mit Besuchern auf den Weg zu den großen Bären gemacht und ich habe sie mit dem Fahrrad verfolgt.
An der Bärenbar habe ich sie erreicht und an die Leine gelegt. Sie hat mich auf dem Fahrrad, mit ihrem große Bewegungsdrang, gezogen wie ein Schlittenhund.
Dann kamen mehrere Dinge zusammen, die einfach nicht zusammen passen. Eine Ziege an der Leine, ich auf dem Fahrrad mit der Leine in der rechten Hand. Ich konnte also nur links bremsen und das ist das Vorderrad. Das nächste war eine abschüssige Straße, auf die der letzte Regen viel Schottersteine gespült hatte.
Das Unglück nahm seinen Lauf. Die Ziege immer schneller, leider nicht in Fahrtrichtung sondern nach recht zum frischen Gras, ich mit der Bremshand an der Vorderradbremse, irgend wann hat das Vorderrad blockiert und ich bin über den Lenker abgestiegen. Die Ziege hatte ihr Ziel erreicht und friedlich neben mir im Schotter im frische Gras gefressen.
Glück im Unglück, ein paar Schürfwunden und eine geprellte Rippe, nichts was man mit einem guten Schnaps und der guten Bergluft nicht heilen könnte.

Zur Belohnung gab es heute nach einem kurzen Regenschauer noch einen schönen Sonnenuntergang.

Das wars für heute, demnächst mehr von gechillten Bären und unserer wilden Ziege.
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Weitere Infos auch über unsere Spendenaktion „Bärenfutter“ auf unserer Homepage.